Beschreibung
Soll ich etwa meinen Todeszeitpunkt wissen, damit alles, was ich im Leben so vorhabe, ordentlich und zeitgemäß abgearbeitet werden kann, um dann planmäßig sterben zu können? Oder soll ich die ganze Sache verdrängen, das Sterben aufschieben, mein Leben mittels Versicherung für alle Fälle ausrüsten und ansonsten in geduckter Haltung versuchen, den Hauch des Todes wo immer er sich zeigt, über mich hinweg ziehen zu lassen? Nein, danke. Der Tod kann für sich alleine kaum stehen, aber er ist ja auch nicht allein, sondern hat das Leben sozusagen im Gepäck. Die zwei verstehen sich prächtig und sind eigentlich die Schwingtür zwischen zwei Augenblicken. Wollte ich bloß nicht immer das Gestern festhalten, dann hätte ich das Lebendig sein gepachtet und würde an meinem Todeszeitpunkt so durch die Schwingtür treten, wie ich es in meinem ganzen Leben immer von Augenblick zu Augenblick getan habe und es würde mir nicht einmal auffallen, was andere den Tod nennen. Er wäre ein Bruder für mich, den ich genauso liebe, wie das Leben, weil er mir erst den Raum für das Leben öffnet. Und vor allem: Ich hätte gelebt. Denn wie geht das eigentlich: Lebendig sein? Wer den Tod vermeiden will, wird es kaum wissen.
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